Sonntagmorgen – kein Mensch, kein Auto auf der Straße und so fahren wir die 94 nach Norden und dann an die Ostküste nach Borgafjördur eystri. Sehr schön gelegen am Ende der Welt (bzw. nach über 70 km Schotterstraße über den Berg), kleine Kirche, nettes Grassodenhaus, malerischer Hafen und schöner Campingplatz. Das beste sind aber die tausende Puffins auf einem Felsen am Hafen – zum Greifen nahe und über Holztreppen gut zu erreichen, von einem Posten super zu beobachten. Hier verbringen wir einige Stunden – warm eingepackt gegen den kalten Wind und mit Picknickpausen im Auto, von der Kälte reingetrieben – einfach beeindruckend. Heute ist eindeutig der Lundi-Tag: endlich haben wir Gelegenheit die tapsigen Vögel ausgiebig und aus der Nähe zu beobachten. Tausende sitzen auf dem Gras, fliegen aufs Meer hinaus, landen mit Fisch im Schnabel und verschwinden in den Höhlen, schwimmen auf dem Wasser, putzen sich und das alles ganz nah – das paradies für Vogelfreunde, wenn nicht der schneidend kalte Wind wäre. Die Puffins watscheln und hüpfen davon unbeeindruckt über das Gras und die Felsen. In der Etage darunter nisten die Möven, bei denen die Jungen schon geschlüpft sind und die dick aufgeplustert im Nest sitzen. Mehrfach besteigen wir den Felsen, um die Puffins zu beobachten, bevor wir uns auf der Rückfahrt im Auto wieder aufwärmen können. In Egilsstadir zurück kaufen wir noch schnell im Bonus ein paar Lebensmittel ein, bevor wir zum Seydisfjördur fahren, dem Ort, wo die Autofähren aus Europa ankommen. Über den berg mit Skiliften erblicken wir im Fjord unten niedliche Häuschen, blaues Wasser, sogar Sonnenschein. Große Hafenanlagen, nicht nur für die Autofähre sondern auch für Erdöl und Fisch ziehen sich entlang des Fjordes am Berg entlang, auf dem wieder Lupinen blühen. Auf der Rückfahrt können wir erst die vielen Wasserfälle bewundern, die sich von den schneebedeckten Bergen hinab ins Tal ergießen. Dann gehen wir noch in Egilsstadir sundlaugen, da am Zielort das Bad schon um 18 Uhr schließt. Gegen 19 Uhr fahren wir in Egilsstadir auf der 92 nach Süden nach Reydafjördur, wo uns schon von weitem die neue Stromleitung auffällt. Am Ende der Ortes entdecken wir auch das Ende der Stromleitung: das neue Aluwerk direkt am Wasser mit Hafenanschluss – riesig, neu, glänzend. Jetzt lässt sich auch die große Containerstadt als Unterkunft der Bauarbeiter erklären, ebenso die vielen neu gebauten Häuser oder noch Baustellen vor Ort und in Egilstadir. Insgesamt sollen hier 450 Leute Arbeit in der neuen Fabrik finden, die hier nur angesiedelt wurde, weil der Strom auf Island so günstig ist, dass man sogar die weiten Transportwege in Kauf nimmt. Bei Sonnenschein fahren wir den Berg hinauf nach Askifjördur – kleines Örtchen mit Containerhafen, bis es dann steil nach oben geht und wir plötzlich in den Wolken sind und es in einen Tunnel geht, dessen Ausgang total im Nebel liegt. Wir tasten uns die steiel Straße nach unten ins Tal hinab, in den Fjord von Neskaupstadur. Wenigstens ist hier am Boden kein Nebel, aber die Berge ringsumher sind alle im Nebel verschwunden. Das Edda.Hotel liegt traumhaft direkt am Wasser mit Blick auf den Fjord. Auf dem Flur finden wir sogar eine kleine Küche mit Kühlschrank und Mikrowelle, so dass wir ordentlich am Tisch essen können! Tag der Puffins und des wechselnden Wetters – in jedem Fjord ist anderes Wetter!