12.10.2004, Di
Bar Harbor
Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich, dass der Wetterbericht Recht hatte: es regnet, der Himmel ist voll Wolken, der Sturm hat die Gartenstühle vor dem Zimmer über den Parkplatz geweht und es ist sehr kalt. So drehen wir uns noch mal im Bett um und schlafen heute etwas länger. Dann ziehen wir wieder mal alles an, was wir haben und rennen im Regen zum Frühstücksraum, der ein Stück von unserem Gebäude ist. Dort essen wir leckere Donuts, trinken heißen Kakao und überlegen, was wir heute am besten bei diesem Wetter machen. Wir beschließen, uns nach einem anderen Zimmer umzusehen, wo wir uns bei dem schlechtem Wetter auch mal aufhalten können. Nachdem wir einige Hotels in Richtung Bar Harbor abgeklappert haben, mieten wir uns im Atlantic Oaks ein. Wir packen schnell unsere Sachen im Best Western und ziehen um. Jetzt haben wir statt einem dunklen Motelzimmer ein herrlich großes Zimmer mit einem tollen Blick auf die Bucht und die Cat Ferrie nach Nova Scotia, einen großen Balkon (der uns bei diesem Wetter aber nichts bringt) und eine Etage tiefer einen Pool mit Spa. Das Thermometer am Hotel zeigt ca. 6 Grad C an – dazu bläst ein richtiger Sturm.
Nach dem Umzug fahren wir erst einmal zum Visitor Centre des Nationalparkes. Da seit gestern die Saison vorbei ist, zahlen wir nur 10 $ für eine Woche Parkticket und können noch dem Vortrag einer Rangerin über die Zugvögel mithören. Dann machen wir uns auf den Weg zur Loop Road, dem Rundweg für Autos mit vielen Möglichkeiten zum Halten und Spazieren oder Wandern. Und wir haben Glück, es wird sogar etwas heller und manchmal zeigt sich sogar kurz die Sonne. Entlang der Rundfahrt haben wir viele tolle Ausblicke auf die Küste, die Berge und die bunten Herbstwälder. Am Sand Beach möchten wir am liebsten bleiben, denn es ist hier wie in der Karibik, wenn nur die Temperaturen anders wären. Aber wir sind ja gut ausgerüstet. Trotzdem macht uns der Sturm zu schaffen und wir sind froh, wenn wir uns wieder im Auto aufwärmen können. An der Thunder Hole erleben wir wirklich den Donner, den das Wasser macht, wenn es gegen die Felsen fließt. Und wir genießen den Blick über die steinige Küste. Je höher wir die Berge hinaufkommen, um so stärker wird der Wind und es beginnt auch wieder zu regnen. Auf dem Weg zum Mt. Cadillac, dem mit 466 Metern höchsten Berg der Insel, fegt uns der Wind fast vom Hang. Das Spiel der Regenwolken ist faszinierend. Obwohl wir fast erfrieren, wenn wir das Auto verlassen, müssen wir uns das Schauspiel der Wolken in echt ansehen und fühlen. Eben waren wir noch mitten in den Wolken und wie im Nebel, so ist es im nächsten Moment ganz klar und wir haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge und Seen der Insel sowie auf das Meer mit seinen vielen Inseln. Je höher wir kommen, um so kleiner werden die Bäume und schließlich sind auf dem Gipfel nur noch kriechende Gewächse da. Leider sehen wir vom Gipfel aus nichts, denn der liegt völlig in Wolken. So fahren wir langsam nach Bar Harbor zurück – morgen soll besseres Wetter sein. Auf dem Rückweg nach Bar Harbor leuchten die bunten Herbstfarben sogar bei Regen und in der Dämmerung. Gegen 16 Uhr sind wir wieder im Hotel und gehen erst einmal schwimmen, bevor wir uns im heißen Spa „blubbern“ lassen. Anschließend machen wir uns auf den Weg in die Stadt und gehen bummeln und essen. Eigentlich wollten wir endlich einmal richtigen ganzen Lobster probieren, aber dann trauen wir uns doch nicht. Hier gibt es den Hummer nur noch in Restaurants mit Tischdecken und so, dass ist dann doch nicht das richtige und wir landen wieder bei Pizza. Danach trotzen wir dem Sturm, der ein Ausläufer eines Hurrikans ist und in Maine heute tausende vom Strom abgeschnitten hat, und laufen noch etwas durch die Geschäfte bis uns zu kalt wird und wir nach Hause ins Hotel wollen.