Warum kommt es um 19:30 – nachdem man man das Thüringen Journal geschaut hatte – und weiter MDR schaut, während der Eingangsmelodie zu einem heftigen Lautstärkeabfall?
Hier die erschöpfende Antwort des MDR Technischen Hotline:
Da Sie die HD-Ausstrahlung nutzen, vermuten wir folgenden Grund für die Lautstärkeunterschiede zwischen Regionalsendung und nicht regional gesendeten Programm:
Während der Regionalsendezeit ist der AC3-Tonkanal (Dolby Digital Ton) abgeschaltet. Die Empfangsgeräte verwenden während der Regionalsendezeit den Stereo-Tonkanal. Ab Beginn von MDR aktuell um 19:30 Uhr ist der AC3-Tonkanal wieder vorhanden. Je nach Einstellung des präferierten Tonkanals im Menü des Empfängers, wechseln die Empfänger ggf. gegen 19:30 Uhr wieder auf den Dolby Digital Ton.
Je nach vorhandener Tonwiedergabetechnik (inklusive Lautsprecheranlage) und deren Einstellung kann es dann zu einem lauteren Ton kommen. Nämlich dann, wenn die Ton-Anlage so eingestellt ist, das ein virtueller Surround-Ton erzeugt wird. Sowohl die Regionalsendungen als auch die Nachrichtensendungen von MDR aktuell werden ausschließlich in Stereo-Ton produziert. Das heißt, bei MDR aktuell wird die AC3-Tonspur mit 2.0-Ton genutzt, also Stereo. Nur bei echten Mehrkanalton-Produktionen wird auf AC3-Tonspur 5.1-Ton übertragen.
Wenn die Ton-Wiedergabeanlage so eingestellt ist, dass bei 2.0-Ton auf AC3-Tomnspur ein virtueller 5.1 Ton erzeugt wird, dann sind dann plötzlich wieder alle Lautsprecher (vorn-links, vorn-rechts, Center, rück-links, rück-rechts und Subwoofer) an. Was natürlich lauter ist. Während der Regionalsendezeit, wo die AC3-Tonspur nicht vorhanden ist, kann die Anlage keinen virtuellen Klang erzeugen. Der Ton der Regionalsendungen wird nur über die Lautsprecher vorn-links und vorn-rechts wiedergegeben. Das ist natürlich leiser, als wenn alle Lautsprecher an wären. Das gleiche trifft auf sogenannte Soundbars zu. Diese können einen virtuellen Surround-Sound erzeugen. Der ist natürlich auch lauter, als ein normaler Stereo-Klang, wie ihn die Soundbars bei fehlender AC3-Tonspur wieder geben.
Bevor wir darauf eingehen, warum wir während der Regionalsendung keinen AC3-Ton senden können, möchten wir Ihnen mitteilen, wie Sie den Lautstärkesprung vermeiden können. Sie müssten dazu einfach nur den virtuellen 5.1 Ton bzw. den virtuellen Surround-Sound an der Tonwiedergabeanlage deaktivieren, so dass die Anlage nur bei echten Mehrkanalton-Sendungen alle Lautsprecher nutzt. Eine Anpassung der Stereo-Tonspur an die Lautstärke von Surround auf Senderseite muss aufgrund der unterschiedlichen Ton-Wiedergabeanlagen scheitern. Zudem ist es auch aus produktions- und sendetechnischen Gründen nicht sinnvoll.
Das feste Einstellen der Stereo-Tonspur bei MDR HD im Empfangsgerät ist eine ganz sichere Möglichkeit, Lautstärkesprünge und ein kurzes Stocken des Tons zu vermeiden, da dann das Empfangsgerät die Tonspur nicht umschalten muss. Die Stereo-Tonspur wird in den Empfangsgeräten mit „stereo“ oder mit „deutsch“ bezeichnet.
Um den Grund für den fehlenden AC3-Ton während der Regionalsendungen zu erklären, ist es erforderlich vorher die Art und Weise der Regionalisierung zu erklären:
Bei der digitalen Satelliten- und Kabelausstrahlungen werden mehrere Programme über eine einzige Frequenz übertragen. Dazu werden die Programme zu einem Gesamtsignal gemischt. Der MDR wird in HD zusammen mit hr HD, und rbb HD ausgestrahlt. MDR und rbb strahlen 3 bzw. 2 verschiedene Regionalversionen aus. Diese passen nicht alle parallel auf die Frequenz. Daher wird außerhalb der Regionalsendezeit nur eine Regionalversion von MDR und rbb übertragen. MDR und rbb können also nicht gleichzeitig regional senden und strahlen ihre Regionalsendungen daher zu unterschiedlichen Zeiten aus. Um Regionalsendungen partiell übertragen zu können, wird eine DVB-Funktionalität namens dynamische PMT-Umschaltung genutzt. Im Detail funktioniert es für die MDR-Programme wie folgt:
MDR S-Anhalt HD ist ständig vorhanden. In der PMT (Program Map Table) von MDR Thüringen HD und MDR Sachsen HD sind die Video-PID, die verschieden Audio-PIDs und die Teletext-PID von MDR S-Anhalt HD eingetragen. Die Programmplätze von MDR Thüringen HD und MDR Sachsen HD enthalten also außerhalb der Regionalsendezeit keine eigenen Inhalte sondern verweisen einfach auf MDR S-Anhalt HD. Das ändert sich während der Regionalsendezeit. Dann sind für Thüringen und Sachsen eigene Video- und Audio-PIDs aufgeschaltet in den PMTs von MDR Sachsen HD oder MDR Thüringen HD eingetragen. Durch die Änderung des PMT-Inhalts vollführen die Empfangsgeräte quasi selbständig eine Programmumschaltung.
Außerhalb der Regionalsendezeiten von MDR und rbb sind 3 wirkliche Programmausstrahlungen auf der einen Frequenz, während der rbb-Regionalisierung 4 und während des MDR-Regionalfensters (zwischen 18:53:45 – 19:29:45) sind es 5 wirkliche Programmausstrahlungen.
Bei den 5 Programmausstrahlungen ist leider kein Platz mehr für zusätzlich zwei AC3-Tonspuren für die Regionalsendungen aus Sachsen und Thüringen. Damit während der MDR-Regionalsendezeit zudem die Bildqualität nicht verschlechtert werden muss, wird während der MDR-Regionalsendezeit auf dem Programmplatz MDR S-Anhalt HD die AC3-Tonspur ebenfalls abgeschaltet.
Da bei der aktuellen Berichterstattung Mehrkanalton keine Rolle spielt, ist auch aus inhaltlicher Sicht die AC3-Tonspur während der Regionalsendezeit verzichtbar.
Der NDR verfährt ebenso. Also auch während der NDR-Regionalisierungszeit ist kein AC3-Ton vorhanden. Der WDR sendet den AC3-Ton während der Regionalsendezeit ausschließlich nur auf WDR Köln HD. Auf den vielen anderen WDR-HD-Sendeplätzen werden die Regionalsendungen aus Gründen der begrenzten Übertragungskapazität zudem nur in SD übertragen.